Friedrich Grießl
Beamter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Friedrich Grießl wurde am 20. Mai 1945 in Mauritzen/Graz geboren. Er war verheiratet und Vater eines Sohnes. Friedrich Grießl war Beamter im städtischen Wohlfahrtsamt.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Friedrich Grießl agierte ab 1930 bei der "Roten Hilfe". Er verbreitete von Richard Zach hergestellte Streuzettel mit folgendem Inhalt: "Nieder mit Hitlers Raubkrieg! Kämpft dagegen mit allen Mitteln" und "Sieg der Roten Armee, Vernichtung der Nazi-Ausbeuter! Helft mit, Genossen!"
Am 17.11.1941 wurde Friedrich Grießl verhaftet, am 12.12.1942 erfolgte das Todesurteil. Das Urteil mittels Fallbeil wurde am 29.4.1943 im Landesgericht I in Wien vollstreckt.
Kassiber an seinen Sohn Fritz, Dezember 1942
“Mein lieber Sohn! In deinem künftigen Leben mögen dir, mein liebes Kind, diese Zeilen ein Leitstern sein. Fritz, nun will es das Schicksal so haben, dass du auch deinen Vater verlierst. Denke niemals von mir schlecht, du bis noch zu unerfahren, um dies zu verstehen, auch bist du in anderer Umgebung und Anschauung aufgewachsen. Mein letzter Wunsch und meine letzte Bitte an dich: Gehe immer geradeaus durchs Leben, sei aufrichtig und suchen niemals bei der Lüge Zuflucht, schaffe und strebe, lerne und gib du dir große Mühe im Kampfe des Lebens nicht stehen zu bleiben, immer sei dein Sinn weiter, weiter und weiter. Was du an Wissen in dir hast, kann dir nur der Tod nehmen..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 522. Wiener Stern Verlag 2016
Aus dem Urteil
“Am 27. Juni 1941 traft Grießl in Graz mit Zach zusammen und kam es wieder zu einer politischen Unterhaltung. Zach äußerte, es müsse mit Rücksicht auf den Ausbruch des Krieges mit der Sowjetunion unbedingt etwas geschehen, er werde Flugzettel mit einer Sympathiekundgebung für die Bolschewiken herstellen, und Grießl solle die Zettel verbreiten. Hiermit war der Angeklagte einverstanden. Tatsächlich stellte Zach noch am selben Tage mit Hilfe eines Tausendstempels mehrere hundert Streuzettel folgenden Wortlauts her: ‘Nieder mit Hitlers Raubkrieg! Kämpft dagegen mit allen Mitteln’ und ‘Sieg der Roten Armee! Vernichtung den Nazi-Ausbeutern! Helft mit, Genossen!’. Diese Streuzettel übergab Zach noch am selben Abend in einem Papiersäckchen dem Angeklagten, der sie sogleich während der Dunkelheit vom Fahrrad aus ins den Straßen von Graz verstreute.”
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert (Hg.): "Mein Kopf wird euch auch nicht retten", Band 1
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien